Vita

Peter Autschbach, Komponist, Gitarrist, Musikdozent, Lehrbuchautor

  • 1986-1990 Studium Jazzgitarre, Musikhochschule Köln
  • 1989/90 privater Schüler von Joe Pass
  • seit 1990 Musikschule Lennestadt
  • 1995-1996 Gitarrist bei "The Who's Tommy", Offenbach
  • seit 1998 eigene Band Terminal A
  • 16 Alben mit eigenen Kompositionen
  • Autor von 20 Gitarrenlehrbüchern, weltweit gefragter Workshop-Dozent
  • Autor bei den Zeitschriften Akustik Gitarre und Acoustic Player
  • Konzerte mit Peter Finger, Barbara Dennerlein, Philip Catherine, Joscho Stephan u.v.a.
  • 2005-2008 Gitarrist in der Queen-Show "We Will Rock You" (Köln, Wien)
  • seit 2009 Duo mit der Sängerin Samira Saygili
  • seit 2011 Duo mit dem Gitarristen Ralf Illenberger
  • Konzerte als Sologitarrist und mit Samira Saygili in Japan und Singapur
  • Finalist bei der Int. Jazz-Competition Bucharest 2019
  • Gewinner des Deutschen Rock und Pop Preises 2019
  • seit 2020 Duo mit dem Gitarristen Joscho Stephan
  • Gewinner des Deutschen Rock und Pop Preises 2021
  • Gewinner des Deutschen Rock und Pop Preises 2023

Das folgende Interview entstand am 29.11.2018:

Hallo Peter, du bist ja einer der produktivsten Musiker hierzulande, du veröffentlichst CDs und Bücher geradezu am laufenden Band. Was gibt’s denn Neues von dir?

Meine Solo-CD „Begin At The End“ ist dieses Jahr in Japan erschienen und ich freue mich, dass sie von der Presse und den Hörern sehr gelobt wird. Mein Kontakt nach Fernost kam über YouTube zustande. Die Videos können ja weltweit abgerufen werden und die erste Einladung für Konzerte in Tokio und Sapporo hatte ich 2014. Vielen Dank an Herrn Fujii aus Tokio! Bei der Reise nach Japan durfte ich erfahren, dass es Autschbach-Fans in Tokio gibt. Im DoNichi-Café im Stadtteil Nakano läuft seit fünf Jahren ausschließlich Musik von mir. Ich wusste gar nicht, dass es so viele Stunden selbstkomponierte Musik von mir gibt, die läuft dort in Schleife und da das Programm so lang ist, wird es den Leuten im Café nicht langweilig. Ehrensache, dass ich meine neuen Produktionen immer zuerst zum DoNichi-Café sende. Bei der letzten Japan-Reise kam ich auf die Idee, vielleicht dort eine CD zu veröffentlichen. Ich habe mich beim Label Da Vinci in Osaka vorgestellt und es hat geklappt.

Hast du auf der Japan-Scheibe alles in einem Rutsch eingespielt oder gab es Überlagerungen im Mehrspur-Verfahren?

Ich wollte eine ehrliche, ungeschminkte Abbildung des aktuellen Stands der Dinge, mein Ziel war sozusagen Jazz pur, ich habe daraufhin alles nur mit einer einzigen Gitarre eingespielt und es ist auch immer nur diese Gitarre zu hören. Es ist die 17“-Archtop, die mir Joe Striebel 2007 gebaut hat. Sie macht alles mit und ich freue mich jedes Mal, wenn ich sie spiele. Hin und wieder habe ich eine Alternativ-Version versucht, meistens wurde jedoch der erste Take genommen. Es ist dann vielleicht nicht ganz makellos, aber die Musik ist frisch und inspiriert.

Ist das deine Rückkehr zum Jazz?

Das ist eine gute Frage. Sich als Jazz-Gitarristen zu bezeichnen, hat vor 20 Jahren die Leute eher abgeschreckt. Meine Musik hat immer Jazz beinhaltet, aber es war wichtig, das nicht überzubetonen. Denn die Auswirkungen der Free-Jazz-Ära waren immer noch präsent und Jazz hatte einen schlechten Ruf. Das hat sich geändert und heute kann ich ohne rot zu werden sagen: Ja, ich bin Jazz-Gitarrist.

Wobei man nicht vergessen sollte, dass du sehr lange als Profi Rockgitarre gespielt hast und in vielen Musicals als Gitarrist mitgewirkt hast.

Bei der Rockoper „The Who’s Tommy“ oder bei der Queen-Show „We Will Rock You“ ging es darum, das Spiel der Gitarrenhelden Pete Townshend und Brian May so genau wie möglich abzubilden. Ich kann das wohl ganz gut, darum hat man mich dort beschäftigt. Für mich war das allerdings eine willkommene Dienstleistung, nicht mehr. Nebenher habe ich etwa alle zwei Jahre ein neues Album mit eigenen Stücken veröffentlicht und seit 2008 läuft der Laden auch ohne jegliche Dienstleistung. Von der eigenen Musik leben zu können, ist ein Privileg und es macht mich glücklich, das erreicht zu haben.

Du spielst mit Ralf Illenberger im Duo. Ist das Jazz?

Nur ganz am Rande. Wir improvisieren viel, aber Jazz ist das nicht. Die Musik ist eher Folk- und Fingerpicking, ich bin Ralf dabei entgegengekommen, auf seiner Seite des Zauns können wir gut zusammenspielen. Es ist also Illenberger-Musik mit Autschbach-Einflüssen. Wir haben Hunderte von Konzerten gespielt und drei Alben mit eigenen Stücken veröffentlicht, dabei waren wir stets gleichermaßen am Kompositionsprozess beteiligt. Wenn ich für dieses Duo schreibe, schreibe ich im Hinblick auf Ralfs Spiel, das ich seit seiner Kolbe-Illenberger Zeit (um 1980) sehr gut kenne und schätze.

Und jetzt gibt es zusätzlich ein ganz neues Projekt mit der Sängerin Samira Saygili?

Neu ist das nicht, wir machen schon seit 2009 Konzerte zusammen. Und die ganze Zeit war der Wunsch da, eine gemeinsame Produktion zu machen. Das hat aus vielerlei Gründen nicht geklappt, aber 2018 war es endlich soweit, das Album „Sweeter Than Honey“ ist am 9. November erschienen. Die ersten Reaktionen darauf sind äußerst ermutigend. Samira und ich haben die Hälfte der Stücke selbst komponiert, der Rest besteht aus sehr eigenen Versionen bekannter Werke.

Komposition spielt bei dir eine große Rolle...

Ja, sie macht einen Großteil meiner Arbeit aus. Wenn ich schreibe, habe ich immer das Ziel im Hinterkopf. Ich stelle mir zum Beispiel meine Band Terminal A auf der Bühne vor. Mit allem, großes Publikum, Lightshow, toller Sound. Und dann fällt mir Musik ein, die ich dann versuche, festzuhalten. Das mache ich meistens, indem ich das, was mir da einfällt, skizzenhaft aufnehme, nur mit meiner Stimme. Erst danach greife ich zur Gitarre und arbeite das aus. Das ist ein sehr intimer, persönlicher Ansatz. Was dabei herauskommt, stellt mich meist mehr zufrieden, als wenn ich ein Instrument zum Komponieren benutze, was aber auch vorkommt. Beim Schreiben kümmern mich keine Genres und Stilrichtungen wie Jazz, Blues, Rock, lateinamerikanische Musik oder Fingerstyle. Elemente dieser Stilrichtungen sind bei mir deutlich wahrzunehmen, aber ich versuche, immer wieder Überraschungen einzubauen. Das können raffinierte Modulationen sein (dabei hilft mir die Harmonielehre) oder Rhythmuswechsel, dann ändern sich die Farben. Mit Überraschungen unterhält man sein Publikum. Äußerst wichtig sind mir singbare Melodien, denn die sind die Brücke zu den Leuten. Ich möchte, dass man meine Musik auch verstehen und genießen kann, wenn man kein Musikexperte ist. Jazz-Kritiker nehmen mir das manchmal übel, die mögen keine Jazzer, die ihr Publikum unterhalten wollen. Aber genau das wollte ich von Anfang an. Denn wenn die Musik die Leute unterhält, unterhält sie auch mich.

Deine Versionen bekannter Songs wie "Your Song" von Elton John oder "You've Got A Friend" von Carol King sind respektvoll von dir bearbeitet worden, aber du hast trotzdem viel verändert.

Einfach Songs 1:1 nachzuspielen, wäre mir nicht genug. Ich liebe Akkorde und die musikalischen Farben, die man damit erzeugen kann. Darum binde ich durch Reharmonisation und neue Rhythmisierung diese Songs in die bei meinen eigenen Kompositionen wiedererkennbare Stilistik ein. Es geht dabei nicht um das "anders machen" um jeden Preis, aber ich finde, wenn man einen Song covert, dann sollte auch die eigene Persönlichkeit eingebracht werden. Genau das ist ja bei den Rockopern und Musicals nicht gestattet, da muss man einfach funktionieren. Ich bin sehr froh, dass ich jetzt so spielen kann, wie ich es fühle, ganz ohne dass mir dabei jemand reinredet.

Es gibt aber auch den Pädagogen Autschbach. Du hast sehr viele Schüler, oder?

Ja, seit 1990 bin ich an der Musikschule Lennestadt angestellt. Seit 2003 unterrichte ich aber hauptsächlich bei Workshops, die vom Zeitrahmen zwischen mehreren Stunden und zwei Wochen variieren. Bei diesen Kursen habe ich es im Schnitt mit 15 Leuten zu tun und kann mein Wissen dort viel effektiver weitergeben als im Einzelunterricht. Mir macht es großen Spaß, immer wieder neue Leute kennenzulernen und mit ihnen zu arbeiten. Viele meiner Freunde habe ich bei solchen Gelegenheiten kennengelernt.

Wo finden diese Kurse statt?

Überall, wo man meine Hilfe braucht. Es gibt die Tages- oder Wochenendkurse, die sind über ganz Deutschland verstreut. Die drei einwöchigen Workshops pro Jahr gebe ich in der Toskana, über die Mediterranean Music School und alle zwei Jahre veranstalte ich einen Fernreiseworkshop, wir waren schon auf Mauritius, den Malediven, La Réunion, den Seychellen und auf Rodrigues. Dann allerdings für zwei Wochen, damit sich die Reise lohnt.

Spielt ihr im indischen Ozean etwa den ganzen Tag Gitarre?

Um Gottes willen, nein. Im Gegensatz zu den Toskana-Kursen, bei denen täglich vier Stunden Unterricht plus Jam-Sessions stattfinden, lassen wir es in den Tropen ganz ruhig angehen. Das ist dann eher ein Urlaub mit Gitarre spielenden Freunden.

Was für ein Leben...

Ja, auf den ersten Blick wirkt das alles sehr gechillt und erstrebenswert, aber es steckt auch jede Menge Arbeit dahinter. Meinen Ruf als Gitarrenlehrer habe ich mir mit dem Schreiben von achtzehn Gitarrenlehrbüchern erarbeitet. Ich schreibe darüber hinaus regelmäßig Kolumnen in Fachzeitschriften wie dem „Acoustic Player“, das sorgt auch immer wieder für neue Workshop-Interessenten.

Entwickelst du die Bücher komplett allein, mit Layout und allem?

O nein, das wäre nun wirklich nicht zu leisten. Zum Glück gibt es Verlage, Acoustic Music Books, Fingerprint und Schott Music arbeiten eng mit mir zusammen. Ich lasse die Noten von dem Notensetzer Richard Müller setzen und korrigiere etwaige Fehler, die gar nicht von ihm kommen müssen, denn oft entwickelt sich eine Notation über mehrere Wochen. Danach gehen die Noten ins Lektorat. Die fertigen Noten bekommt dann die Grafikerin und Illustratorin Selina Peterson. Sie macht dann das Layout und entwickelt das Cover. Bei meiner zweibändigen Kindergitarrenschule „Gitarre lernen mit Zacky und Bob“ (Schott Music) hat sie darüber hinaus die Figuren entwickelt und beide Bücher wunderschön und liebevoll illustriert. Selina illustriert auch für andere Autoren und Verlage, kein Wunder, sie macht das super. Seit 2011 erstellt sie auch alle meine CD-Cover und sie hat das Weblayout meiner Homepage entwickelt.

Ein so vielseitiger Musiker braucht auch flexibles Equipment.

Während meines Studiums an der Musikhochschule in Köln habe ich jeden Pfennig gespart, um mir mein Traumrack leisten zu können. Es bestand aus den besten Röhrenvorstufen und einer Röhrenendstufe mit dazwischengeschalteten Effektgeräten. Das Rack hatte 14 Höheneinheiten und ich habe diesen Kühlschrank quer durch die Republik transportiert. Was für eine elende Schlepperei. Seit 2008 spiele ich das Axe-Fx von Fractal Audio. Ich habe alle Entwicklungsstufen dieses Geräts aktiv mitgemacht, meine YouTube-Videos über Fractal-Equipment wurden abertausendfach aufgerufen. Selbstverständlich habe ich jetzt das aktuelle Axe-Fx III. Das erfüllt alle meine Klangwünsche auf nur drei Höheneinheiten. Ohne jegliche Kompromisse. Ich spiele darüber akustische und E-Gitarren und der Sound ist schlichtweg genial. Ich speise den Klang übrigens in Aktivboxen plus Subwoofer von AER.

Welche Gitarren benutzt du?

Mein Leib- und Magen- Gitarrenbauer ist Johannes Striebel aus Wolfratshausen, er hat fast alle meine Gitarren gebaut. Joe weiß, was ich will und er ist der Beste. Meine Lieblingsgitarre ist mittlerweile seine Nylon-Cutaway, extra für mich entwickelt, mit hexaphonischem RMC-Pickup. Die will ich gar nicht mehr aus der Hand legen. Ich möchte aber auch Peter Finger erwähnen, der mir eine großartig klingende Steelstring gebaut hat.

Welche Saiten spielst du?

Auf der Nylonstring spiele ich D'Addario XT. Meine Stahlsaiten kommen ebenfalls von D’Addario, 012 auf 053, Bronze, coated.

Vielen Dank für das Interview!

Immer wieder gerne!